Orchideensubstrat selber mischen

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Orchideensubstrat selber mischen ist einfacher, als du vielleicht denkst. Der Vorteil: Du weisst, was drin ist und kannst die Mischung genau auf deine Orchidee abstimmen. Ich verrate dir, wie es geht.

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Kleine Substratkunde

Um dein Orchideensubstrat* selber anzumischen, musst du zunächst wissen, welche verschiedenen Bestandteile es enthalten kann. Deshalb stelle ich dir zuerst einige der gängigen Inhaltsstoffe von Orchideensubstrat vor:

Pinienrinde

Der Klassiker und wahrscheinlich das, woran du als erstes denkst, wenn du Orchideensubstrat hörst, ist Baumrinde. Denn dieser Bestandteil ist in den meisten gekauften Substraten unübersehbar enthalten. Meist handelt es sich dabei um Pinienrinde*. Es gibt sie in verschiedenen Körnungen von eher grob (30 mm Korngröße) bis hin zu ganz fein (6 mm Korngröße).

Gewonnen wird sie aus der Rinde der Pinie (Pinus pinea) oder auch der Monterey-Kiefer (Pinus radiata). Während erstere vor allem im Mittelmeerraum beheimatet ist, wächst letztere in den Küstenregionen Kaliforniens und auf wenigen mexikanischen Inseln. Die beste Qualität ergibt sich, wenn die Rinde von älteren Bäumen aus höheren Lagen geerntet wird.

Vor ihrer Verwendung wird die Pinienrinde oft leicht kompostiert, um in ihr enthaltene Gerbstoffe abzubauen. Der Grund, wieso du sie in fast jedem Orchideensubstrat findest, ist ihre Eignung für die meisten Orchideenarten. Sie ist zudem sehr stabil und behält ihre Struktur bis zu fünf Jahre. Im handel erhältsts du sie oft auch vorgedüngt.

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Achtung: Rindenmulch wird zwar auch aus Pinienrinde hergestellt, eignet sich jedoch NICHT als Substrat für deine Orchideen.

Für Phalaenopsis eignet sich mittlere bis grobe Pinienrinde gut, wie im Vordergrund der Pflanze zu sehen.

Torfmoos

Das Torfmoos*, in der Fachsprache auch Sphagnum genannt, wird getrocknet und gepresst aus Neuseeland importiert und bei uns vertrieben. Wenn du das Moos dann auspackst und wässerst, vervielfacht es sein Volumen. Es ist jedoch abgestorben, wird also nicht mehr grün.

Seine Besonderheit ist, dass es eine große Menge an Wasser halten und speichern kann. Das macht Sphagnum besonders geeignet für viele kühlwachsende und heikel zu kultivierende Arten. Es wird auch genutzt, um Rückbulben oder schwächelnde Orchideen zu bewurzeln. Wichtig ist, dass du bei einer Kultur in Sphagnum deine Orchideen jedes Jahr einmal in frisches Moos umtopfst.

Nicht zu verwechseln ist das neuseeländische Torfmoos übrigens mit dem europäischen. Letzteres ist feiner und wird oft lebend verkauft, so dass es nach dem Wässern wieder grün wird.

Links in der Ecke siehst du einen Batzen trockenes neuseeländisches Sphagnum.

Holzkohle

Passend zur bald startenden Grillsaison wollen wir auch die Holzkohle* als Substratbeigabe nicht vernachlässigen. Allerdings eignet sich Grillkohle wohl kaum für deine Orchideen.

Die Holzkohle, die als Substrat für Orchideen verwendet werden soll, muss einige Qualitätsstandards erfüllen. Sie muss körnig und staubfrei sein und von Hartholzbäumen wie Hainbuche, Buche oder Eiche stammen. Bevor du die Holzkohle mit ins Substrat mischst, musst du sie einmal durchspülen, um anhaftenden Staub zu entfernen.

Im Orchideensubstrat erhöht Holzkohle die Wasserdurchlässigkeit und bindet gleichzeitig schädliche Salze zum Beispiel aus überschüssigem Orchideendünger. Da besonders junge Orchideen empfindlicher auf Staunässe und zu viel Salz an den Wurzeln reagieren, wird eine Beimischung von bis zu 20 % Holzkohle für ihr Substrat empfohlen.

Kies

Wenn du mir schon länger folgst, dann kennst du den Spruch: Orchideen mögen keine nassen Füße. Und ein Zauberwort gegen Staunässe im Substrat heißt Kies*. Denn Kies sorgt für eine gute Drainage, also Wasserdurchgängigkeit, im Substrat. Zum Einsatz kommt Fluss- oder Quarzkies.

Ganz nebenbei wird auch das Gewicht des Substrats höher, so dass der Topf stabiler steht. Das kann beispielsweise ein Trick sein bei Orchideen, die dazu neigen, nach einer Seite hin zu wachsen und dadurch Gefahr laufen, umzukippen.

Sand

Neben Kies wird auch grober Sand* in Orchideensubstraten eingesetzt. Er erhöht die Wasserdurchgängigkeit bei gleichzeitig geringer Wasserhaltefähigkeit. Daher kommt er vor allem gerne bei der Kultur von Erdorchideen zum Einsatz.

Wenn du Sand beimischen möchtest solltest du zu Quarzsand greifen. Er gibt keine Salze und auch keinen Kalk an das restliche Substrat und damit an die Pflanzen ab.

Perlite

Perlit ist ein Gestein, das auch vulkanisches Glas oder Obsidian genannt wird. Es entsteht, wenn Lava sehr schnell abkühlt. Seine Besonderheit: Es hat ein sehr hohes Porenvolumen, ist also extrem luftig.

Deshalb werden Perlite* gerne als Zuschlagstoff in Orchideensubstrate gemischt, um erstens das Volumengewicht des Substrats zu verringern und zweitens die Wasserhaltefähigkeit zu vergrößern. Dafür reicht es, etwa 10 % Perlite in das Substrat für deine Orchidee zu mischen.

Blähton

Eine weitere Zugabe zum Orchideensubstrat kann Blähton* sein. Blähton hat die Eigenschaft, Wasser aufzusaugen und es dann langsam wieder abzugeben. So vergrößert sich auch die Fläche für die Wasserverdunstung. Ein Nachteil ist allerdings, dass der Ton auch die Salze aus dem Wasser und Dünger speichert und so eine Versalzung fördert.

Neben den oben genannten Mischkomponenten gibt es noch einige weitere Zuschlagstoffe, die ihr je nach Orchidee für euer Substrat verwenden könnt. Eine tolle Übersicht mit vielen privaten Erfahrungswerten von Hobby-Züchtern findet ihr im Orchideenforum.

Aus den einzelnen Komponenten, hier primär Blähton und Rinde, lässt sich ganz leicht Orchideensubstrat selber mischen.

Orchideensubstrat selber mischen – so geht es

Wie bei vielen Dingen in der Orchideenkultur ist es auch beim richtigen Substrat so: Frage einhundert Orchideenzüchter und erhalte einhundertundeine Antwort. Den jeder Züchter schwört auf seine ganz eigene Mischung.

Ich gebe dir im Folgenden daher ein paar ausgewählte Substratrezepte an die Hand, aus denen du das Substrat für deine Orchidee selber mischen kannst. Du bist dabei frei, auch andere Mischverhältnisse auszuprobieren und nach Belieben weitere Zuschlagstoffe hinzuzufügen oder auch wegzulassen. Schau einfach, wie du mit der Mischung klarkommst und wie deine Orchidee auf das neu angemischte Substrat reagiert.

Als ein Teil wird bei den Rezepten immer eine undefinierte Mengeneinheit bezeichnet. Du kannst mit den Rezepten eine kleine Portion Substrat mischen oder gleich einen ganzen Eimer für mehrere Orchideen.

Wichtig ist, dass die Relation der Zutaten zueinander stimmt. So nimmst du beispielsweise bei der Angabe „fünf Teile“ fünf Tassen voll Rinde und gibst dazu einen Teil, also eine Tasse, Perlite und einen weiteren Teil, also eine weitere Tasse, Sphagnum.

Orchideensubstrat für Phalaenopsis Orchideen selber mischen

Da die Phalaenopsis die mit Abstand häufigste Orchidee auf den Fensterbänken ist, starte ich mit einem Substratrezept für sie. Für deine Phalaenopsis-Orchidee kannst du folgende Mischung ausprobieren:

  • Fünf Teile mittelgrobe bis grobe Pinienrinde (je nach Topfgröße)
  • Ein Teil Perlite
  • Ein Teil Sphagnum
  • Ein Teil Blähton
  • Ein Teil Holzkohle

Alle Zutaten werden zusammen gekippt und dann gründlich vermischt, bis sie gleichmäßig verteilt sind. Dann kannst du deine Orchidee mit meiner Schritt für Schritt-Anleitung in das neu gemischte Substrat umtopfen.

Orchideensubstrat für Vanda Orchideen selber mischen

Die Vanda hat sehr lufthungrige Wurzeln. Sie wird deshalb auch oft wurzelnackt, also ohne Substrat, kultiviert. Möchtest du sie in Substrat setzen, empfiehlt sich diese luftige Mischung:

  • Acht Teile gröbste Pinienrinde
  • Ein Teil Sphagnum
  • Ein Teil Holzkohle

Wichtig ist bei der Vanda, wie auch bei anderen Orchideen mit besonders lufthungrigen Wurzeln, dass das Substrat äußerst luftdurchlässig ist. Nimm deshalb die gröbste Pinienrinde, die du bekommst, und achte darauf, dass wirklich nur ein Teil Sphagnum auf acht Teile Rinde eingesetzt wird.

Orchideensubstrat für Cymbidium Orchideen selber mischen

Die Cymbidium unterscheidet sich was das Substrat angeht von anderen Zimmerorchideen. Denn sie mag es schon mehr in Richtung normale Blumenerde (wobei sie trotzdem noch weit davon entfernt ist, in solcher zu wachsen). Sie braucht:

  • Fünf Teile grobe Pinienrinde
  • Vier Teile Torf
  • Einen Teil Humus
  • Einige Kugeln Blaukorn als Dünger

Wenn du dich also im Substrat deiner Cymbidium schon einmal über kleine blaue Kügelchen gewundert hast, weißt du jetzt, was es damit auf sich hat.

Die Cymbidium Orchidee mag es ein wenig dichter, weshalb für ihr Substrat auch Humus und Torf zum Einsatz kommen.

Orchideensubstrat für Phragmipedium Orchideen selber mischen

Dieser Frauenschuh macht dir das Orchideensubstrat selber mischen sehr einfach. Für ihn nimmst du einfach Sphagnum pur, ohne jegliche Beimischungen oder Zuschlagstoffe. Und fertig.

Orchideensubstrat für Cattleya Orchideen selber mischen

Die Wurzeln der Cattleya sind sehr lufthungrig. Deshalb musst du für ihr optimales Substrat garnicht groß mischen. Du brauchst:

  • Grobe Pinienrinde

Und das war es auch schon. Deine Cattleya wird dieses einfache Substrat mit den vielen tollen Hohlräumen, die durch die grobe Struktur der Rinde entstehen, lieben. Probier es aus!

Orchideensubstrat für Orchideen mit feinen Wurzeln selber mischen

Vielleicht hast du beim Umtopfen bemerkt, dass manche Orchideen eher feinere Wurzeln haben. Für sie kommt ebenfalls eine spezielle Substratmischung in den Topf:

  • Vier Teile feine Pinienrinde
  • Ein Teil Sphagnum
  • Ein Teil Holzkohle
  • Ein Teil Perlite

Manche Orchideenzüchter empfehlen hier auch die Beigabe von Kork oder getrocknetem Buchenlaub.

Fazit zum Orchideensubstrat selber mischen

Wie du siehst, ist es keine hohe Kunst, das Substrat für deine Orchideen selber zu mischen. Du musst nur wissen, welche Inhaltsstoffe du brauchst und in welchem Verhältnis du sie für welche Orchidee vermischst.

Gute Bezugsquellen für die einzelnen Komponenten sind übrigens die Orchideenhändler. Vieles findest du ansonsten aber auch im gut sortieren Fachhandel und bei den gängigen Onlinehändlern.

Wichtig ist, auch bei der Auswahl der Substratzutaten auf eine gute Qualität zu achten. Oft ist es außerdem so, dass es sich preislich lohnt, größere Mengen einzukaufen und dann gleich für mehrere Orchideen das Substrat anzumischen.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Experimentieren. Berichte gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen beim Substrat mischen. Ich bin gespannt!

Machs gut
Deine Jessica

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9 Kommentare

  1. […] Sie immer speziellen Orchideenpflanzstoff. Sorgen Sie für eine gute Drainage. Aber topfen Sie die Pflanzen so selten wie möglich um, da die […]

  2. Hallo Jessica, tolle Erklärung. Mir fehlt bloß das Substrat für den/die Paphiopedilum. Kannst du mir da weiterhelfen? LG

    1. Hallo und herzlichen Dank für deinen Kommentar.

      Da hast du Recht, das Substrat für Paphiopedilum fehlt. Bei dieser Gattung von Frauenschuhen gibt es verschiedene Gruppen, die jeweils andere Ansprüche haben. Ich habe mir deine Anmerkung notiert und werden den Beitrag zeitnah um Paphiopedilum-Substrat(e) ergänzen. Generell mögen Paphiopedilum-Orchideen ein etwas feineres Orchideensubstrat und eine gute Drainage im Topfboden. Wenn sie nicht blühen wollen lohnt es sich, den pH-Wert im Topf zu überprüfen und dem Substrat gegebenenfalls etwas Kalk zuzusetzen. Anders als viele andere Orchideen, die auf Bäumen oder an Gesteinen zu finden sind, wachsen Paphiopedilum an ihren Naturstandorten fast ausschließlich auf dem Boden und sind daher einen pH-Wert von 5 bis 6,5 gewohnt. Als besonders praktisch zum Kalken hat sich hier Muschelkalk erwiesen. Dieser besteht aus zerkleinerten Muscheln und gibt über mehrere Monate hinweg Kalk ab, so dass nicht ständig etwas zugegeben werden muss. Wenn du den Muschelkalk selbst herstellen möchtest und die Muscheln hierfür aus dem Meer stammen, musst du diese vor dem Zerkleinern sehr gründlich waschen, damit das Meersalz ausgespült wird.

      So viel in Kürze, ausführliche Ergänzung im Beitrag folgt.

      Viele Grüße
      Jessica

      1. Super, danke dir.
        Was muss ich denn bei Juwelorchideen, den Ludisia beachten?

        1. Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar. Für Ludisia kannst du „normale“, torffreie Blumenerde für Zimmerpflanzen oder Kräuter nehmen. Sie mag das Substrat auch lieber durchlässig, du kannst also etwas Sand oder auch gröbere Rinde hinzugeben und es so auflockern.

          Wenn du noch Fragen hast, gerne jederzeit melden.

          Viele Grüße
          Jessica

  3. Hallo Jessica,
    danke für die zahlreichen wichtigen Infos. Bei den vorgeschlagenen Substratempfehlungen fehlt mir aber die große Gruppe der Cattleyen. Habe gerade einige Jungpflanzen aus Thailand erhalten und weiß nicht, was eine gute Mischung für diese wäre, sowohl für die „Babies“ (ca.10-15cm), wie dann später für die herangewachsenen. Die kleinen haben sowohl dickere kurze Wurzeln wie auch junge dünne. Sie sind fast wurzelnackt eingetroffen.
    Kannst Du mir evtl. Tipps für Substrate dazu geben?
    Danke und VG, Siegfried

    1. Hallo Siegfried,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Da hast du recht, das Substrat für Cattleya-Orchideen fehlt. Hier musst du im Grunde nichts mischen. Cattleya-Orchideen mögen es um die Wurzeln sehr luftig. Grobe Pinienrinde ohne Zuschlagstoffe finden sie deshalb in der Regel sehr gut. Hast du das schon einmal getestet?

      Ich ergänze die Info dann auch gerne noch im Beitrag, deshalb vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

      Sonnige Grüße aus Hamburg
      Jessica

  4. Danke für diesen informativen und aufschlussreichen Artikel. Kann ich nur bestätigen: Wenn man beim Substrat nicht auf Qualität achtet, können die Wurzeln schnell in Mitleidenschaft gezogen werden.

    1. Vielen Dank fürd deinen netten Kommentar! Ja, so ist es. Ist bei den Orchideen selbst ja auch oft nicht anders. 🙂

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