Ich würde behaupten, dass Paphiopedilum-Orchideen, besser bekannt als Frauenschuhe, neben den Schmetterlingsorchideen eine der beliebtesten Orchideengattungen sind. Das liegt sicher zum einen an ihren imposanten, an Schuhe erinnernden Blüten und dem mitunter schönem, gefleckt gefärbtem Laub. Ein anderer Aspekt, der zur Beliebtheit dieser Gattung beiträgt, mag ihre relativ einfache Pflege sein.
Doch Vorsicht, auch bei dieser Gattung lauern Fallstricke, die die Freude an dieser Orchidee trüben können. Das fängt schon damit an, dass es nicht DIE EINE Paphiopedilum-Orchidee gibt, sondern mehrere verschiedene Gruppen, die vor allem in ihren Temperaturansprüchen stark unterschiedlich ticken.
Deshalb widme ich mich in diesem Beitrag der Pflege von Paphiopedilum-Orchideen und gebe euch die nötigen Tipps an die Hand, um lange Freude an euren Frauenschuhen zu haben.
Die Krux mit der Temperatur
Ich kenne kaum eine andere Orchideengattung, in der es so viele unterschiedliche Temperaturansprüche zwischen den verschiedenen Orchideen gibt. Bei Paphiopedilum kann man, was die Temperatur angeht, grob vier verschiedene Gruppierungen finden.
Die erste Gruppe, die man meist an geflecktem Laub erkennt,mag es durchgängig warm. Das heißt für den Sommer 20-25° C, im Winter immerhin noch 16-22° C. Diese Gruppe ähnelt damit in ihren Temperaturansprüchen den Phalaenopsis-Orchideen.
Rein grünlaubige Arten mit schmalen Blättern gehören überwiegend in die zweite Gruppe. Diese mag temperierte Bedingungen. Im Sommer darf es tagsüber zwischen 20 und 22°C warm sein, nachts zwischen 17 und 19°C. Im Winter mögen diese Orchideen tagsüber Temperaturen von 20 bis 23°C, nachts werden 13 bis 16° C gerne genommen. Besonders die Absenkung der Temperatur nach der Phase des Wachstums ist für diese Orchideen wichtig, da sie ansonsten nur schwer Blüten ansetzen.
In der dritten Gruppe sind mehrblütige Arten mit einer Vorliebe für warm-temperierte Bedingungen zusammen gefasst. Diese fühlen sich im Sommer bei 20 bis 23°C wohl, im Winter bei 18 bis 22°C.
Die vierte Gruppe sind die rein grün belaubten Arten mit breiten Blättern. Die Orchideen dieser Gruppe mögen es ebenfalls temperiert. Im Sommer heißt das 18 bis 25°C und im Winter 16 bis 20°C.
Wie oben erwähnt, ist dies nur eine ganz grobe Einteilung. Da es unter anderem auch viele Ausnahmen gibt, sollte man sich unbedingt beim Orchideenkauf darüber informieren, mit welchen Ansprüchen man es bei dem ins Auge gefassten Frauenschuh zu tun hat. Dann erlebt man später keine bösen Überraschungen. Bei der Luftfeuchte liegt man bei Frauenschuhen übrigens mit 50 bis 70% ganz gut.
Regelmäßig Wässern und Düngen? Ja bitte!
Anders als bei Phalaenopsis sollte bei Paphiopedilum-Orchideen das Substrat nicht vollständig austrocknen, bevor das nächste Mal gewässert wird. Frauenschuhe sollten also ordentlich gewässert werden, dann darf das Substrat eine Zeit lang abtrocknen, aber nie ganz austrocknen. Im Winter ist tendenziell selteneres Wässern angesagt als im Sommer.
Egal zu welcher Jahreszeit, aufpassen muss man vor allem, dass kein Wasser in die Blattachseln oder gar ins Herz der Orchidee läuft. Denn Frauenschuhe sind äußerst empfindlich gegenüber dem Befall mit Pilzen. Diese können sich in unschönen Blattflecken zeigen. Auch die Gefahr einer Fäulnis ist hoch. Ausserdem kann eine zu nasse Kultur dazu führen, dass gebildete Blüten im Wachstum stagnieren und nie aufblühen.
Deshalb solltest du Frauenschuhe auch nur an wirklich heißen Tagen mit geringer Luftfeuchte mit Wasser besprühen. Ansonsten verzichtest du lieber auf diese gut gemeinte Pflegemaßnahme, da sie am Ende zum Absterben der Orchidee führen kann. Auch ein häufiges Lüften des Zimmers ist wichitg, um Fäulnis und Pilzen vorzubeugen.
Paphiopedilum-Orchideen können das ganze Jahr über gedüngt werden. Dazu nimmt man die auf der jeweiligen Verpackung des Orchideendüngers angegebene Dosierung und gibt diese im Sommer alle zwei bis drei Wochen dem Gießwasser zu. Im Winter reicht es, einmal im Monat Dünger zuzuführen.
Manche mögens schattig
Nicht nur was die Temperaturansprüche angeht unterscheiden sich die Arten dieser Gattung, auch was den Hunger an Licht betrifft sind sie sich nicht einig. Während die geflecktlaubigen und mehrblütigen Arten es hell mögen, ohne in der direkten Sonne zu stehen, wollen die grünblättrigen Arten – für Orchideen eher ungewöhnlich – schattig stehen.
Wer also ein Nordfenster sein eigen nennt und schon lange überlegt, welche Orchidee er wohl dort parken könnte: grünblättrige Frauenschuhe werden sich hier, vorausgesetzt von den Temperaturen stimmt es auch, sehr wohl fühlen und den Platz gerne für sich beanspruchen.
Blüte, Umtopfen und Sommeraufenthalt
Während viele Hybriden ganzjährig blühen können, liegt die Hauptblütezeit der Naturformen im Herbst und Frühjahr. Umgetopft werden Frauenschuhe am liebsten in der Wachstumsphase, also dann, wenn Blätter und Wurzeln zu neuem Leben ansetzen. Paphiopedilum-Orchideen mögen ein etwas feineres Orchideensubstrat und eine gute Drainage im Topfboden.
Wer sich schon einmal die Frage gestellt hat, ob er seinen Frauenschuh im Sommer nach draußen verfrachten kann, dem sei gesagt: Ja, das kann er. Aber bitte nur die grünlaubigen Arten. Bei diesen wirkt sich ein Aufenthalt im Freien von Juni bis August positiv auf die Blüte aus. Alle anderen Arten sollten drinnen bleiben.
Ideale Bedingungen und trotzdem keine Blüte?
Du bist der Meinung, deinem Frauenschuh die oben genannten, idealen Bedingungen zu bieten und trotzdem stellt sich weder ein gutes Wachstum noch eine Blüte ein? Dann könnte es sich lohnen, den pH-Wert des Substrats zu überprüfen.
Denn anders als viele andere Orchideen, die auf Bäumen oder an Gesteinen zu finden sind, wachsen Paphiopedilum an ihren Naturstandorten fast ausschließlich auf dem Boden und sind daher einen pH-Wert von 5 bis 6,5 gewohnt.
Abhilfe schafft es, wenn du dem Substrat in regelmäßigen Abständen etwas Kalk zugibst. Als besonders praktisch hat sich hier Muschelkalk erwiesen. Dieser besteht aus zerkleinerten Muscheln und gibt über mehrere Monate hinweg Kalk ab, so dass nicht ständig etwas zugegeben werden muss.
Wenn man den Muschelkalk selbst herstellen möchte und die Muscheln hierfür aus dem Meer stammen, muss man diese vor dem Zerkleinern sehr gründlich waschen, damit das Meersalz ausgespült wird. Denn Salz bekommt Orchideenwurzeln gar nicht gut. Richtig eingesetzt fördert Muschelkalk dann das Wachstum der gesamten Pflanze.
Mit diesen Tipps bist du nun gut gerüstet für die Pflege deiner Paphiopedilum-Orchideen. Ich wünsche dir viel Erfolg und lange Freude an deinen Orchideen!
Wenn du Fragen hast, stelle sie gerne als Kommentar direkt unter diesen Beitrag.
Liebe Jessica, vielen Dank für Deine Tipps! Großartige Arbeit leistest Du hier! Och habe mehrere Beiträge gelesen, sehr sehr hilfreich! Großer Lob.
Ich habe eine Frage zu Pinocchio. Wir haben in Berlin sehr hartes Wasser, um 25dH ists bei mir, ph ca. 7,4. Soll ich am besten mit abgestandenem Wasser giessen, nicht filtern (ich habe einen großen Brita-Filter), aber trotzdem düngen? Und soll das Wasser Zimmertemperatur haben oder gern etwas Kochwasser dazugeben? Vielen Dank im voraus für Deine Antwort
Hallo und herzlichen Dank für deinen netten Kommentar und das Lob!
Ich würde das Wasser abstehen lassen und dann in Zimmertemperatur verwenden. Filtern kannst du es auch, oder du mischst es anteilig mit destilliertem Wasser. Düngen solltest du trotzdem mit speziellem Orchideendünger etwa alle 2 Wochen in der Wachstumsphase, sonst seltener.
Wenn du weitere Fragen hast melde dich gerne. Antworten kommen jetzt auch wieder zeitnah ;-).
Viele Grüße
Jessica
V
Hallo ins Forum,
meine Paphiopedilum Pinocchio blüht sehr fleißig, jedoch ist nun nach mehreren Monaten der Stengel sehr lang geworden, ums ca. doppelte.
Wenn ich ihn aber zurückschneide, damit er nicht noch länger wird, wäre ja dann die nachfolgende Blüte sozusagen „mit“ abgeschnitten. Käme dann wieder irgendwann eine Blüte?
Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar!
Das ist richtig, wenn du ihn abschneidest wird die Orchidee an diesem Blütentrieb nicht mehr blühen. Die Orchidee bekommt dann irgendwann an einem ihrer neuen Triebe einen neuen Blütentrieb, der dann wieder in die Länge wächst. Vielleicht kannst du versuchen, den Blütentrieb vorsichtig so in Form zu biegen, dass er dir optisch trotzdem noch gefällt. Wäre ja schade um die Blüten. Aber natürlich musst du das am Ende selber entscheiden.
Viele Grüße
Jessica
Liebe Jessica, ich habe eine Paphiopedilum die jetzt verblüht ist. Sie hat an dem abgeblühten Stengel so eine Art Schote. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt abschneiden soll. Kann ich dir ein Bild schicken? Vielleicht per Mail?
Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar. Sende mir gerne mal ein Bild an jessica (at) orchideenfans.de, dann schaue ich mir an was das ist.
Viele Grüße
Jessica
Hallo Jessica, beim Umtopfen von meinem Frauenschuh heute ist der gesamte Wurzelballen abgebrochen. Kann ich darauf hoffen, das die Pflanze wieder neue Wurzeln bildet und wo soll ich sie aufstellen, mit Substrat oder nur an der Luft ???
Über eine Antwort freut sich Gabriele.
Hallo Gabriele,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das ist ja ärgerlich. Ist er einfach abgefallen oder war es ein Versehen? Wie sehen denn die Blätter und der Stamm aus? Ich würde sie eventuell zunächst einmal über ein Gefäß gefüllt mit Wasser stellen und dafür sorgen, dass sie auf jeden Fall in einem Raum steht, der genügend Luftfeuchte hat. Vielleicht hast du Glück und sie treibt dann neue Wurzeln aus. Melde dich gerne nochmal.
Viele Grüße
Jessica
Liebe Jessica
Dein Beitrag zu der Gattung Frauenschuhe ist auch diesmal wieder sehr gut gemacht.Mit der Pflegeanleitung wie du das beschreibst,kann man eigentlich gar nichts mehr verkehrt machen.
Mach einfach weiter so,super!!!
Liebe Grüße aus Kahla/Thür.
von Gerolf
Lieber Gerolf,
vielen Dank für deinen netten Kommentar und das Lob. Darüber freue ich mich wirklich sehr.
Viele Grüße
Jessica